Solitary Souls, meine erste 8c+
posted on January, 2023

 
Die Route Solitary Souls befindet sich im Klettergarten
La Piazzole oberhalb von Arco und ist definitiv eine
Traumlinie. Sie ist fünfunddreißig Meter lang,
überhängend und der Kletterstil ist im Gegensatz zu den
meist von boulderigen Einzelstellen dominierten Routen
der Umgebung sehr ausdauerlastig.
Diese Linie war vor Jahren von dem starken, belgischen
Kletterer Nico Favresse entdeckt und eingebohrt worden,
wurde aber erst 2019 vom Arco-Local Alfredo Webber
erstbegangen. Im März 2022 gelang Adam Ondra eine
spektakuläre on-sight Begehung.
Bereits vor dieser aufsehenerregenden Begehung hatte
mir ein Freund von dieser besonders ästhetischen Linie
erzählt, im März letzten Jahres starteten wir einen
ersten Versuch in der Route. Zu unserer Überraschung
gelangen uns sofort, wenn auch am Limit, alle
Einzelzüge und wir fanden die Route noch schöner als
wir sie erwartet hatten, aber die Ausrichtung nach
Süden machte uns klar, dass dies ein Winterprojekt sein
würde.
Nach meiner Rückkehr von einer Kletterreise nach
Spanien war ich im November hochmotiviert, in mein
Projekt einzusteigen und ich konnte sofort sehr gute
Fortschritte verbuchen und die Route mit nur 2 Hängern
klettern.
Nach einer weiteren Reise, dieses Mal in die USA, stieg
ich nach Weihnachten wieder in die Route ein. Anfangs
fehlte mir die spezifische Ausdauer, die in dieser
Route abverlangt wird, am dritten Tag gelang mir aber
ein überraschend guter Versuch und ich konnte mit nur
einem Hänger bis zum Umlenker klettern. Nun war mir
klar, dass ein Durchstieg nicht mehr weit entfernt war
und die Motivation wurde noch größer.
Soulitary Souls startet bereits mit anhaltender
Kletterei, nach 10 Metern erreicht man einen ersten
Rastpunkt zum Schütteln. Daraufhin folgt die erste
Schlüsselstelle mit einigen sehr weiten Zügen auf
dünnen Sintern und kleinen Leisten. Nach einem zweiten
Schüttelpunkt war ich bei einem sehr weiten Zug mit
meiner gesamten Armspannweite gestreckt, aus dieser
Position muss dann dynamisch in einen Griff geschnappt
werden. Es folgen einige Züge, bei denen nicht mehr
gerastet werden kann und nach insgesamt 30
Klettermetern erwartet einen nun der Schlüsselzug, ein
weiter Kreuzzug von einem Untergriff aus.
Während meinem erfolgreichen Versuch konnte ich mich
bei den beiden Rastpunkten sehr gut erholen, so
erreichte ich den Schlüsselzug mit ausreichend Kraft.
Erst auf den letzten, noch immer anstrengenden Zügen
wurde ich immer müder und als ich mit der letzten Kraft
das Seil in den Umlenker drückte, merkte ich, wie mir
die Hand aufging. Ich stürzte mit einem Aufschrei der
Ermüdung ins Seil, gleich darauf folgte aber ein
Freudenschrei.
Ich konnte diese Route nach nur 10 Tagen punkten, was
für das Erreichen eines neuen Schwierigkeitsgrades
nicht wirklich viel ist. Die Freude über meine erste
8c+ ist groß und diese unheimlich ästhetische Linie an
einem der ruhigsten und panoramareichsten Ecken Rund um
Arco ist mir ans Herz gewachsen.



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